NBA Salary Cap
In europäischen Fußball-Ligen kriegt vereinfacht gesagt die reichste Mannschaft die besten Spieler. Investoren in Vereinen wie Paris SG oder Manchester City können beliebig viel Geld in ihre Vereine stecken, so dass sie Spielern mit riesigen Gehältern locken können und die Spieler bei anderen Vereinen mit sehr viel Geld abkaufen können. In den Top-Klubs verdient jeder Spieler mehr als der bestbezahlte Spieler der kleinen Klubs der Liga.
In der NBA läuft das Ganze anders. Es gibt einen Salary Cap, d.h. eine Gehaltsobergrenze. Die Teams können also nicht jedem Spieler das maximale Gehalt geben und können somit nicht beliebig viele Stars unter Vertrag haben. So zumindest die Theorie...
Schauen wir uns das Ganze im Detail an. Die Liga legt nach Ende der Saison den Salary Cap für die kommende Saison fest. Dieser steigt in der Regel von Jahr zu Jahr und ist an den Einnahmen der Liga gekoppelt, vor allem an den Fernsehgeldern. 2016 konnte die Liga einen weit höheren Betrag für die TV-Übertragungsrechte aushandeln als bisher und konnte so den Salary Cap erheblich erhöhen.
Bei einem Hard Cap wie es ihn beispielsweise in der NFL gibt, dürften die Franchises ihren Spieler nur Verträge anbieten, bis der Salary Cap erreicht ist. In der NBA gibt es jedoch eine Reihe von Ausnahmeregeln, mit denen man den Cap trotzdem überschreiten darf. Der Hauptgrund dafür ist, den Teams die Möglichkeiten zu geben, ihren aktuellen Spielern neue Verträge anbieten zu können, wenn diese auslaufen.
Um den Teams dennoch einen Anreiz zu geben, den Salary Cap nicht zu sehr zu überschreiten, gibt es eine Strafe, wenn man einen bestimmten Betrag, den Tax Level, übersteigt. Das Team muss dann Luxury Tax zahlen. Vereinfacht gesagt, muss das Team für jeden Dollar über Tax Level mindestens 1,25 Dollar Luxussteuer zahlen. Diese Luxussteuer wird dann an die Teams verteilt, die unter dem Salary Cap geblieben sind. Deswegen müssen die Teambesitzer genau abwägen, ob sie es sich leisten können und wollen, den Cap zu sehr zu überschreiten. Gerade bei Teams mit kleinerem Einzugsgebiet (sogenannten Small Market Teams) führt das dazu, dass sie einen ihrer Stars abgeben, weil sie sich die Luxus-Steuer nicht leisten können. Für Teams mit großer Fanbasis wie z.B. den LA Lakers oder den NY Knicks, ist es weniger schmerzhaft, wenn sie über dem Cap liegen. Auf Dauer wird es auch für diese Teams schmerzhafter, denn die Luxury Tax erhöht sich, wenn man in mindestens 3 der 4 vorherigen Spielzeiten über Tax Level lag (nennt man Repeater Tax).
2017 gelten folgende Werte:
Salary Cap: 99,093 Mio Dollar
Tax Level : 119,226 Mio Dollar
Standard Luxury Tax (für Teams, die in weniger als 3 der vorherigen Spielzeiten über dem Cap waren):
0-5 Mio Dollar: 1,50 Dollar pro Dollar über Tax
5-10 Mio Dollar: 1,75 Dollar pro Dollar über Tax
10-15 Mio Dollar: 2,50 Dollar pro Dollar über Tax
15-20 Mio Dollar: 3,25 Dollar pro Dollar über Tax
Dieser Betrag steigt für jede weitere 5 Mio Dollar um 0,50 Dollar pro Dollar über Tax
Repeater Luxury Tax (für Teams, die in mindestens 3 der vorherigen Spielzeiten über dem Cap waren):
0-5 Mio Dollar: 2,50 Dollar pro Dollar über Tax
5-10 Mio Dollar: 2,75 Dollar pro Dollar über Tax
10-15 Mio Dollar: 3,50 Dollar pro Dollar über Tax
15-20 Mio Dollar: 4,25 Dollar pro Dollar über Tax
Dieser Betrag steigt für jede weitere 5 Mio Dollar um 0,50 Dollar pro Dollar über Tax
Beispiele:
Team A ist 17 Mio Dollar über Tax Level und hat nur in einem der 4 vorherigen Spielzeiten Luxury Tax bezahlt,
es zahlt dann 5 Mio * $1,50 + 5 Mio * $1,75 + 5 Mio * $2,50 + 2 Mio * $3,25 = 35,25 Mio Dollar
Team B ist 11 Mio Dollar über Tax Level und war in den 4 vorherigen Spielzeiten bereits über Tax Level,
es zahlt dann 5 Mio * $2,50 + 5 Mio * $2,75 + 1 Mio * $3,50 = 29,75 Mio Dollar
Es gibt folgende Cap Exceptions (ausführlich beschrieben im Glossar):
-Bird Exception
-Early Bird Exception
-Non-Bird Exception
-Rookie Exception
-Mid Level Exception
-Disabled Player Exception
-Traded Player Exception
-Rookie Exception
-Bi-annual Exception
-Minimum Exception
Durch all diese Regeln lässt sich der Cap fast beliebig überschreiten. Hinzu kommt, dass das System eigentlich davon ausgeht, dass Spieler gierig sind und den höchstmöglichen Vertrag unterschreiben. Es ist jedoch so, dass viele Spieler bereit sind auf Geld zu verzichten, wenn sie dafür die Chance bekommen, um den Titel mitzuspielen. Vor allem Spieler, die schon dicke Verträge hinter sich haben, aber noch nicht Meister geworden sind, unterschreiben gerne Verträge bei Meisterschaftsaspiranten, selbst wenn sie dafür nur das Minimalgehalt kriegen. Oder Spieler nehmen statt 25 Mio "nur" 15 Mio Dollar Jahresgehalt, damit das Team die gesparten Millionen in andere Spieler investieren kann. Es hängt eben stark davon ab, ob ein Spieler sein Ego zurückschrauben kann und akzeptiert weniger zu verdienen als Spieler, die eigentlich schlechter sind als er. Wenn gleich mehrere Star-Spieler zum Gehaltsverzicht bereit sind, sind dadurch "Super-Teams" möglich, wie sie das System eigentlich verhindern soll. Es gilt halt in der NBA, wie sonst überall auch: egal wie ausgeklügelt ein System ist, es lässt sich trotzdem irgendwie umgehen...